Tarifverhandlungen am Stuttgarter Flughafen – Angebot bleibt deutlich hinter Erwartungen zurück, weitere Warnstreiks möglich

Pressemitteilung vom 13.02.2017

Auch in der zweiten Verhandlungsrunde mit der Stuttgart Ground Services (SGS) heute in Stuttgart wurde kein Ergebnis erzielt. Vorangegangen war ein Warnstreik mit fast hundertprozentiger Beteiligung am vergangenen Mittwoch, der zu Flugausfällen und deutlichen Verzögerungen im Flugverkehr geführt hatte.

Katharina Wesenick, ver.di Verhandlungsführerin: „Wir waren heute zu einer Lösung bereit. Die Arbeitgeberseite hat sich aber nicht ausreichend bewegt. Sie bieten für die unterste Lohngruppe nicht einmal einen Euro - bei einer Laufzeit von drei Jahren. Das reicht aber für die Beschäftigten der Flughafentochter immer noch nicht, ihre Existenz zu sichern. Die Verantwortung für weitere Arbeitsniederlegungen liegt damit allein bei der SGS und ihren Haupt-Anteilseignern Stadt und Land.“

Die ver.di Tarifkommission wird nun über die nächsten Schritte beraten, weitere Warnstreiks sind damit möglich. Eine dritte Verhandlungsrunde ist für den 1. März vereinbart.

Andreas Schackert, ver.di Landesfachbereichsleiter Verkehr: „Von 30 Euro mehr im Monat kann man bei diesen Gehältern in Stuttgart nicht leben. Wir erwarten, dass die SGS ihr Angebot noch vor dem 1. März deutlich verbessert.“

ver.di will für die gut 300 Beschäftigten in der Passagierabfertigung Gehaltssteigerungen von zwei Euro pro Stunde erreichen.


Die SGS ist der einzige Anbieter am Flughafen Stuttgart, der Leistungen in der Passagierabfertigung - vom Ticketverkauf bis zum Check-In - anbietet. Rund 40 Prozent der knapp 300 Beschäftigten sind befristet. Die SGS hat ihren Jahresgewinn von 2014 bis 2016 um über 75 Prozent auf voraussichtlich 1,9 Millionen Euro gesteigert. Diese Überschüsse führt die SGS an ihre beiden Gesellschafter, den Flughafen Stuttgart und die AHS Holding Hamburg, ab.

Hintergrundinformationen:
Trotz ihres privatwirtschaftlichen Status gehört die SGS zum öffentlichen Dienst: Ihre Eigentümer sind überwiegend in öffentlicher Hand. Dabei hält der Flughafen Stuttgart die Mehrheit an der Gesellschaft. Eine Grafik zur den Anteilseignern findet sich hier: https://www.verdi-airport.de/index.php?get=download&cfilename=BRwTBQoFUFcdblUOZlQMDD4sFh85DlhWbWp3MH9aBwUNNTs0FD1UUUFQRAYXQw0C

Der Flughafen hatte die vormals in Eigenregie durchgeführten Dienste der Passagierabfertigung an seine Tochter ausgelagert und damit die existenzsichernde Bezahlung des Tarifvertrags des Öffentlichen Dienstes umgangen. Diese Tarifflucht führt zu einem Lohnunterschied von bis zu 500 Euro pro Monat. Die Mehrheit der Beschäftigten verdient zwischen 9,20 Euro und 11,52 Euro pro Stunde brutto. Viele der Beschäftigten müssen bei diesen Löhnen ungewollt Kurzdienste ausführen. Insbesondere die ledigen und befristet Beschäftigten müssen zuhause leben oder von ihren Eltern finanziell unterstützt werden, weil das Gehalt nicht ausreicht, um die hohen Mieten in der Region Stuttgart zahlen zu können. Viele sind auf Zweitjobs angewiesen, obwohl sie Vollzeit arbeiten. Darunter auch Führungskräfte.

ver.di fordert ab dem 1. Januar 2017:
Zwei Euro pro Stunde mehr für alle Beschäftigten;
gleiche Gewinnbeteiligung wie für die Beschäftigten der Muttergesellschaft Flughafen Stuttgart;
500 Euro Erholungsbeihilfe für ver.di Mitglieder;
ab dem 15. Beschäftigungsjahr Aufstieg von Vergütungsgruppe 4 in Vergütungsgruppe 5;
Laufzeit: 12 Monate.

Die Tarifverhandlungen bei der SGS sind Teil der bundesweiten ver.di Initiative „Damit fliegen sicher bleibt“ für existenzsichernde, die Gesundheit und die Flugsicherheit erhaltende Arbeitsbedingungen im Bodenverkehrsdienst. Da die Flughäfen und privaten Anbieter von Bodenverkehrsdienstleistungen unter enormem Preisdruck der Fluggesellschaften stehen, fordert ver.di alle Unternehmen zum Abschluss eines Branchentarifvertrages auf, um so die Arbeitsbedingungen dem Preisdruck zu entziehen und die Branche für die Zukunft abzusichern. Weitere Informationen auch unter https://www.verdi-airport.de/64

 

Pressekontakt

Andreas Henke
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